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Vom Reichtum der Kirche

By 30. Juli 2018Am Puls der Zeit6 min read

In Zeiten, in denen ein Skandal den anderen jagt, und auch die Kirche wegen ihres Wohlstandes ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, durften wir Michael Mitterhofer, dem Leiter des Verwaltungsamtes der Diözese Bozen-Brixen, drei Fragen stellen zum Thema: Wie reich ist die Kirche wirklich?

SKJinfos: In einem Interview im vergangenen Oktober hat Papst Franziskus den luxuriösen Lebensstil vieler Kardinäle und Bischöfe mit den Worten kritisiert: „Wer glaubt, kann nicht von Armut sprechen und wie ein Pharao leben.“ Damit hat er sehr vielen kirchenkritischen Menschen aus der Seele gesprochen.
Wie reich ist die Kirche wirklich? Wie gestaltet sich der Reichtum der Kirche? Woher kommt dieser Reichtum?

Mitterhofer: Das, was der Papst sagt, sagt er von allen Christen, welche ja die Gemeinschaft der Kirche bilden. Natürlich gilt dies dann in besonderer Weise auch für jene Christen, die in der Kirche eine besondere Verantwortung haben, wie es z.B. Bischöfe oder Priester sind.
Wenn man vom sogenannten „Reichtum der Kirche“ spricht, dann meint man wohl das Vermögen, das in kirchlichen Institutionen verwaltet wird. Denn dieses Vermögen (Baulichkeiten wie Kirchen, Widums, Pfarrheime, Liegenschaften, Wohnungen und Finanzwerte) hat sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte gebildet, um den kirchlichen Institutionen (Pfarreien, Diözese) zu ermöglichen, ihre institutionellen Aufgaben zu erfüllen: Sicherung des Lebensunterhaltes des Bischofs und der Priester, Bau und Instandhaltung kirchlicher Bauten, Finanzierung seelsorglicher Initiativen und Projekte, usw.
Vielfach geht also das Eigentum dieser Vermögenswerte auf Stiftungen von Menschen zurück, die als Christen der Überzeugung waren und sind, einen Teil ihres persönlichen Vermögens für kirchliche Institutionen zur Verfügung zu stellen, um so den Sendungsauftrag der Kirche zu unterstützen.
Insofern besteht der eigentliche Reichtum der Kirche in Menschen, welche in der Kirche mitleben, mitglauben und gemäß ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten mitwirken.

SKJinfos: Die Synode hat Maßnahmen zur transparenten und nachhaltigen Verwaltung der kirchlichen Einrichtungen und der Pfarreien sowie zur Veröffentlichung der Bilanzen formuliert.
Wie verwaltet die Kirche ihr Vermögen? Wer darf alles mitreden? Wer entscheidet?

Mitterhofer: Da es sich beim Vermögen der Kirche um anvertrautes Gut handelt, sind die jeweiligen Verwalter im Gewissen verpflichtet, für eine gute, transparente und nachvollziehbare Verwaltung zu sorgen. Dies soll geschehen im Wissen, dass die kirchlichen Güter, die bisher die materiellen Erfordernisse der Kirche decken konnten, dies auch in Zukunft tun sollten.
Da es sich bei den kirchlichen Gütern auch um Spenden handelt, ist diese Sorgfaltspflicht noch mehr erfordert, da eines der wichtigen Prinzipien in der kirchlichen Vermögensverwaltung darin besteht, dass der Wille der Spender gewahrt werden muss.
Aus diesem Grund kann ein Bischof oder sein Verwalter z.B. nicht etwa so einfach etwas verkaufen, sondern zuvor muss die Sache gut überlegt werden und dann ist zudem die Zustimmung des Diözesanen Vermögensverwaltungsrates und des Konsultorenkollegiums (gewählte Priester aus dem Priesterrat) einzuholen. Und bei bestimmten Veräußerungen muss außerdem noch die Erlaubnis des Heiligen Stuhles (Vatikan) vorliegen.

SKJinfos: Papst Franziskus pflegt seit seinem Amtsantritt einen bewusst bescheidenen Lebensstil. Er lebt nicht in den päpstlichen Gemächern, fährt ein einfaches Auto, verzichtet auf prunkvolle Meßkleider usw.
Im Rahmen der Synode wurde beschlossen, dass die Diözese in Zukunft die Möglichkeiten eines einfacheren und nachhaltigeren Lebensstils bekannt machen und empfehlen soll.
Inwiefern wirken sich diese beiden Aspekte auf das Erscheinungsbild bzw. das öffentliche Auftreten unserer Kirche aus?

Mitterhofer: Was bei Papst Franziskus so besonders auffällt, weil es medial entsprechend vermittelt wird, haben bereits seine Vorgänger praktiziert, so verkaufte z.B. Papst Paul VI. die Tiara (feierliche Kopfbedeckung des Papstes) und spendete den Erlös für die Hungernden in Indien. Papst Johannes Paul II. setzte ebenso Zeichen eines einfachen Lebensstiles wie auch Papst Benedikt XVI. Insofern ist die Haltung von Papst Franziskus eine konsequente Fortführung, allerdings mit einigen medial gut vermittelbaren Akzenten.
Dies alles ist im Trend, dem sich auch, bis auf einige Ausnahmen, die es immer geben wird, der Großteil der Bischöfe und Priester anschließt. Würde man manchmal genauer hinschauen, wie z.B. unsere Priester in den Widums leben, dann bin ich mir nicht so sicher, ob die derzeitige Wohnqualität tatsächlich ein Anreiz wäre, diesen Beruf ins Auge zu fassen.
Was die Meßkleider betrifft, so gilt hier auch ein alter Grundsatz, dass für die Feier der Liturgie, in der das „höchste Gut“ verehrt wird, auch qualitativ hochwertiges an Kleidung und Ausstattung verwendet werden soll. Orientierungspunkt hierbei sollte aber immer sein, dass der Aufwand für die würdige Feier der Liturgie dem Aufwand  für die Verkündigung des Evangeliums und für den Einsatz im Caritas-Bereich entsprechen sollte.

SKJinfos: Im Matthäus-Evangelium steht: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Abgesehen von der Kritik an der Amtskirche, welche Verantwortung haben wir Christen in unserem alltäglichen Auftreten der Gesellschaft und der Kirche gegenüber?

Mitterhofer: Allgemeine Kritik an der (katholischen) Kirche trifft uns im Grunde alle, jeden Christ bzw. Katholik und jede Christin, denn wir alle müssen uns dadurch herausfordern lassen und unser eigenes Verhalten überprüfen und „umkehren“.
Wir, denen es wirtschaftlich und bildungsmäßig gut geht, haben die Verantwortung, mit anderen, vor allem mit den Mitchristen in anderen Ländern zu teilen und dadurch diesen auch bessere Lebensmöglichkeiten zu eröffnen. Aber unser Teilen wird „ohne Ansehen der Person“ wohl allen Notleidenden gelten, die in irgendeiner Weise „unter die Räuber“ gefallen sind und sich selber nicht mehr helfen können.
Inwieweit es uns dabei wirklich ernst ist, zeigt sich, ob wir auch bereit sind, dafür unseren Geldbeutel zu öffnen und Projekte, Initiativen kirchlicher Institutionen in diesem Bereich zu unterstützen bzw. ob wir auch für die Belange der eigenen Pfarrei etwas übrig zu haben.