
Die Vereinten Nationen legten 1999 den 12. August als internationalen Tag der Jugend fest. Im Vordergrund stehen Maßnahmen, die auf die Belange von Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen sollen. Südtirols Katholische Jugend hat ein neues Team an der Spitze und möchte diesen Tag nutzen, um im Interview wichtige Dinge anzusprechen und in die Zukunft zu schauen.
Was sagt die Jugend zum Tag der Jugend…
Was braucht die Jugend heute?
Elisa: Ich glaube, die Jugend braucht heute vor allem echte Räume – Räume, in denen sie gehört wird, in denen Fehler erlaubt sind und in denen man sich ausprobieren darf. In einer Welt, die sich ständig verändert und oft unsicher wirkt, brauchen junge Menschen Halt, Mutmacher und ehrliche Vorbilder. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, echt sein zu dürfen. Wir brauchen Vertrauen in unsere eigenen Wege, Wertschätzung für unsere Perspektiven und die Freiheit, unsere Zukunft aktiv mitzugestalten.
Findest du, junge Menschen haben genug Einfluss auf Entscheidungen, die ihre Zukunft betreffen?
Dominik: Ich denke, junge Menschen werden zwar öfter eingeladen, ihre Meinung zu sagen, aber nicht immer wirklich in Entscheidungen eingebunden. Dabei bringen wir viele neue Ideen, andere Sichtweisen und den Mut mit, Dinge zu verändern. Unsere Zukunft wird jetzt gestaltet – und wir sollten aktiv mitgestalten dürfen. Es braucht Strukturen, die nicht nur zuhören, sondern unsere Vorschläge ernst nehmen und umsetzen. Junge Menschen wollen Verantwortung übernehmen, wenn man ihnen das Vertrauen und die Möglichkeiten dazu gibt.
Wie blickst du in deine eigene Zukunft – eher hoffnungsvoll, kritisch, unsicher?
Elisa: Ich blicke hoffnungsvoll in meine Zukunft – nicht, weil alles leicht ist oder sicher scheint, sondern weil ich gelernt habe, mit Mut nach vorn zu schauen. Auch wenn die Welt gerade oft chaotisch und unsicher wirkt, glaube ich daran, dass es sich lohnt, an das Gute zu glauben und seinen Teil beizutragen. Ich würde mich als Optimistin bezeichnen, die weiß, dass Herausforderungen dazugehören, aber trotzdem nicht aufhört, an Entwicklung und positive Veränderung zu glauben.
In welcher Gesellschaft möchtest du einmal leben – was ist dir wichtig?
Simon: Für unsere aktuelle Gesellschaft ist es, glaube ich, enorm wichtig den Frieden, in dem wir leben, zu schätzen, ihn nicht als selbstverständlich anzunehmen und ihn weiterhin zu pflegen. Für die Südtiroler Gesellschaft wünsche ich mir, dass sie den Wert der Gemeinschaft wieder mehr sieht und weniger egoistische Interessen in den Vordergrund stellt. Mit der Schöpfung Gottes muss ressourcenschonend umgegangen werden. Weniger ist mehr sollte hier das Motto sein, vor allem im Bereich des Tourismus. Wichtig dabei erscheint mir, das zu schätzen, was wir bereits haben und nicht immer mehr zu wollen. Gleichzeitig sollten die Grundwerte, wie gegenseitiger Respekt allen gegenüber, Solidarität und Nächstenliebe stark gelebt werden.
Das Jahresthema von Südtirols Katholischer Jugend 2025/26 ist „upDate mit oben“. Was verstehst du unter einem „Date mit oben“? Wie könnte für dich ein richtig gutes „Date mit oben“ aussehen?
Dominik: Für mich ist ein „Date mit oben“ ein bewusstes Innehalten im Alltag – ein Moment, in dem ich alles andere zur Seite lege, um mich auf die Begegnung mit Gott einzulassen. Das kann beim Wandern in den Bergen sein, wenn ich den Blick in den Himmel richte, bei ruhiger Musik oder im Gebet. Ein richtig gutes „Date mit oben“ bedeutet für mich, dass ich spüre: Ich bin nicht allein, ich werde getragen. Es ist wie ein Gespräch mit einem guten Freund – ehrlich, ohne Maske, ohne Erwartungsdruck. Danach fühle ich mich gestärkt, klarer und voller neuer Energie für das, was kommt.
Hat sich dein Glaube in den letzten Jahren verändert? Warum?
Elisa: Ja, definitiv. Mein Glaube hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert – oder besser gesagt: weiterentwickelt. Ich denke, meine Art zu glauben hat sich mit mir verändert. So wie ich selbst immer wieder wachse und mich hinterfrage, so hat sich auch mein Zugang zum Glauben gewandelt. Für mich ist es etwas ganz Persönliches– ein Gefühl von Kraft und Echtheit, das ich an ganz unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Momenten spüren kann. Glauben bedeutet für mich heute, Halt zu finden. Es ist kein starres Regelwerk, sondern eher wie eine innere Heimat, die mir Sicherheit gibt. Es ist ein Raum, in dem ich mich zurückziehen kann, um bei mir selbst anzukommen – ohne Druck, ohne Angst vor Fehlern. Für mich ist Glauben wie eine Freundschaft: lebendig, voller Überraschungen, die wachsen darf und die man immer wieder neu entdeckt und pflegt.
Gibt es Rituale (Beten, Musik, Natur, Stille…), durch die du dich mit Gott verbunden fühlst?
Simon: Ich mache immer wieder in meinem Leben unterschiedliche Glaubenserfahrungen. Die Möglichkeiten, den Glauben zu leben, ihr zu spüren, sind in meinem Alltag vielfältig. Dabei beschränke ich mich nicht nur auf die klassische Messfeier. Wenn ich in der Natur wandere, auf Bergfipfeln stehe oder bei Bergmessen fühle ich mich Gott sehr verbunden. Singend beten mit ansprechenden Liedern ist für mich auch immer wieder eine Erfüllung. Aber auch in guten Gesprächen mit Freunden erfahre ich immer wieder, wie kraftvoll Glaube im Leben sein kann. In meiner Jugendzeit waren es auch Rituale wie beispielsweise die gemeinsamen Jugenstunden oder familiäre Wallfahrten, welche meinen Glauben prägten.