Jugendpreis für ehrenamtlichen Einsatz geht nach Tramin
Südtirols Katholische Jugend (SKJ) vergibt seit 1988 jährlich den Jugendpreis an Personen, die durch ihren ehrenamtlichen Einsatz in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit Vorbild für die heutige Jugend sein können. Bei der Mitgliederversammlung am 11. Juni hat Monika Kofler Devalier aus Tramin den Preis entgegengenommen. Eine Frau, die für die Jugend und die Pfarrgemeinde brennt.
- SKJ: „Du hast die kirchliche Jugendarbeit in Tramin geprägt. Wie bist du zur Kinder- und Jugendarbeit gekommen? Wie hat das alles angefangen?“
Monika Kofler: Mein Einstieg und meine erste Begegnung mit Südtirols Katholischer Jugend war der Bekenntnistag 1980. Ich besuchte da die 3. Klasse der Mittelschule und wir durften mit der Katholischen Jugend mitgehen. Das war für mich damals ein einschneidendes Erlebnis: mein erstes großes Event. Auf dem Waltherplatz in Bozen waren Massen von Jugendlichen. Im Herbst 1980 gab es bei uns in der Ortsgruppe einen Generationenwechsel und ich kam da dann neu dazu. Gleichzeitig haben wir auch die Jungschar bei uns in Tramin nach vielen Jahren Stillstand wieder neu ins Leben gerufen, damals noch mit einer reinen Mädchengruppe. Die Buben waren bei den Ministranten gut organisiert und aufgehoben. Ganz viel Schwung haben wir durch Kooperator Markus von Pföstl erfahren. Wir organisierten viele Aktionen in der Freizeit, vom Mondscheinrodeln bis zum Geistern bei Hüttenlagern. Aber auch religiös waren wir sehr aktiv, von monatlichen Jugendmessen bis zu Orientierungstagen für die 3. Mittelschule. Die Jungschar und die Katholische Jugend hatten damals einen großen Stellenwert, weil es nicht so viele andere Angebote gegeben hat.
- SKJ: „Du warst in der SKJ-Ortsgruppe aktiv und warst von Anfang an beim Jugenddienst Unterland tätig. Wie kam es dazu?“
Monika Kofler: 1983 wurde der Jugenddienst Unterland gegründet und ich wurde von unserer Pfarrei delegiert, dort mitzuarbeiten. Ich war damals noch zu jung, um die Gründungsurkunde mitzuunterzeichnen, arbeitete aber von Anfang an im Vorstand mit. Der Jugenddienst unterstützte uns vor allem in der Bezirksjugendarbeit. Wir waren als SKJ-Bezirk – von Leifers bis Salurn, von Tramin bis Aldein – immer sehr gut vernetzt und haben regelmäßig gemeinsame Aktionen geplant und durchgeführt. Ein Schwerpunktthema war Mitte der 1980er Jahre der Drogenmissbrauch. Da haben wir uns sehr stark drauf eingelassen. Von einem dieser Treffen ist mir immer noch ein Satz von Don Giancarlo Bertagnolli, dem Gründer von „La strada – der Weg“ in Erinnerung: „Wenn es euch durch die Jugendarbeit gelingt, auch nur einen einzigen Jugendlichen vom Drogenkonsum fernzuhalten, dann hat das, was ihr tut, schon Sinn gemacht.“ Das habe ich nie mehr vergessen.
- SKJ: „Welche Aktionen hast du mitorganisiert? Welche Erlebnisse sind dir besonders in Erinnerung geblieben?“
Monika Kofler: Ein besonderes Highlight war über mehrere Jahre der Emmaus-Gang am Ostermontag in der Früh um 5.00 Uhr. Wir haben auf dem Weg durch unser Dorf Besinnungspunkte gestaltet und im Pfarrheim Eucharistie gefeiert. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Frühstück. Heuer haben einige Leute des Pfarrgemeinderates und unsere Jugendsinggruppe dies reaktiviert, meine Tochter hat auch mitorganisiert. Es sind rund 40 Jugendliche mitgekommen. Das hat mich schon sehr gefreut. Wir haben auch Ausflüge organisiert, z.B. eine Fahrradtour von Linz nach Wien oder eine mehrtägige Fahrt mit Toni Fiung nach Assisi. Natürlich waren wir als SKJ-Ortsgruppe auch beim Papstbesuch in Maria Weissenstein 1988 mit dabei. Wir hatten unsere wöchentlichen Gruppentreffen und somit genug Gelegenheiten, Ideen zu entwickeln und gemeinsam umzusetzen. Weil unser Pfarrheim zu der Zeit eher abgenutzt aussah, haben wir mal selbst Hand angelegt und den Raum neu ausgemalt und neu ausgestattet. Wenn viele mittun, lässt sich viel erreichen!
- SKJ: „Welche Meinung hast du zur Rolle der Frau in der Kirche?“
Monika Kofler: Wie viel würde in unserer Kirche wegfallen, wenn es die Frauen nicht gäbe?! Mir fällt da ganz spontan die Vorbereitung auf die Sakramente ein. Ich habe in meiner Pfarrgemeinde vier Jahre lang die Erstkommunion-Vorbereitung geleitet und begleitet und danach vier Jahre lang die Vorbereitung auf die Firmung. Mit ganz wenigen Ausnahmen waren es die Frauen und Mütter, die sich für die Leitung einer Kindergruppe oder einer Firmgruppe gewinnen ließen. Ich bin absolut nicht „fanatisch feministisch“, ich finde, wir müssen die Talente und Begabungen von Frauen und Männern gleichermaßen fördern, wertschätzen und aktivieren.
Meine Schülerinnen und Schüler in der Mittelschule fragen mich manchmal: „Wenn Sie Priesterin hätten werden können, wären Sie es geworden?“ Ich sage dann, dass ich dafür jetzt wohl zu alt bin, aber als junge Frau hätte ich schon Interesse gehabt. Ich habe heute eine Familie und bin erfüllt und glücklich. Ich glaube aber, es ist höchste Zeit zu sagen: Das eine schließt das andere nicht aus – vor allem, wenn Menschen sich dazu berufen fühlen. Ich tue mich heute schwer damit, dass die Hälfte der Menschheit vom Sakrament der Weihe ausgeschlossen wird. Meinen Schülerinnen und Schülern sage ich dann: Vielleicht erlebt ihr noch den Neuaufbruch in der Kirche! Ich wünsche es euch und ich wünsche es der Kirche!
- SKJ: „Du bist Religionslehrerin von Beruf. Ist es deiner Meinung nach wichtig Erlebnisse/Erfahrungen für Kinder und Jugendliche zu schaffen, an denen sie ohne Leistungsdruck teilnehmen können und einfach Gemeinschaft erleben können?“
Monika Kofler: Ich glaube, genau das sind die Pluspunkte der Jungschar und von Südtirols Katholischer Jugend. So halte ich es auch bei mir im Unterricht. Wenn ich spüre, da ist etwas, was die Klasse beschäftigt, dann muss ich darauf eingehen. In so vielen Bereichen geht es um Leistung, in der Schule, in den Sportvereinen, auch in den Musikschulen. Es gibt fast keinen Raum mehr, wo Kinder und Jugendliche nicht zu „immer mehr – immer besser – immer weiter“ angespornt werden. Es ist ganz wichtig, Orte und Momente zu erleben, wo die Kinder und Jugendlichen einfach „sein“ dürfen, wo sie nicht bewertet und eingeordnet werden, wo sie ganz sie selber sein können.
- SKJ: „Was gibt dir dein ehrenamtliches Engagement?“
Monika Kofler: Für mich ist es eine persönliche Erfüllung. Ich arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen und konnte dies sogar zu meinem Beruf machen. Wenn jemand sagen würde, ich müsste mein Ehrenamt von heute auf morgen lassen, dann würde mir ganz viel fehlen. Es ist der ehrenamtliche Einsatz so vieler Menschen in unserem Land, der uns alle bereichert und auszeichnet. Ich glaube, jede und jeder einzelne Ehrenamtliche gewinnt für sich persönlich. Ehrenamt stiftet Sinn, es stärkt die Gemeinschaft, es tut mir gut und ich hoffe, ich kann durch meinen Einsatz auch für andere etwas Gutes tun.
- SKJ: „‘Du bist eine unverzichtbare Stütze für die Pfarrei Tramin…‘ Das war ein Satz im Bewerbungsschreiben. Freust du dich den Jugendpreis entgegenzunehmen?“
Monika Kofler: Ich war total überrascht und ich freue mich sehr über diese Ehrung und Anerkennung. Vor allem freue ich mich gemeinsam mit allen, die mich begleitet, motiviert, unterstützt, bereichert und begeistert haben. Nur im gemeinsamen Tun konnten wir viele Dinge verwirklichen, viele Ideen in die Tat umsetzen. Allein wäre nichts möglich gewesen. Wie heißt es so treffend im Spruch: „Christsein kann man nicht für sich allein!“ Ich bin schon selbst verwundert, wie viel wir in Tramin in dieser langen Zeit „miteinander und füreinander“ geschafft haben.
Interview: Heidi Gamper
Zur Person: Monika Kofler Devalier ist verheiratet mit Paul Devalier, die beiden haben zwei Kinder, eine Tochter (18) und einen Sohn (16). Die Familie ist ihr Lebensinhalt, alle sind in der Pfarrgemeinde und im Dorfleben aktiv eingebunden. Das freut sie sehr. Von Beruf ist sie Religionslehrerin in der Mittelschule. Sie schwimmt sehr gerne und liebt das Wandern in den Bergen. Ehrenamtlich ist sie Wort-Gottes-Feier-Leiterin, leitet die Arbeitsgruppe Firmung der Seelsorgeeinheit Tramin, wirkt in der Arbeitsgruppe Liturgie mit, ist Schriftführerin in der Vinzenzkonferenz, Lektorin sowie Kommunionhelferin und betreut mit Begeisterung die Ministrantengruppe Tramin.